Die Geschichte der Sammlung Kunst vom 19. bis zum 21. Jahrhundert

Die Sammlung

Das Museum im Kulturspeicher (MiK) Würzburg wurde 1941 als Städtische Galerie im Auftrag der damaligen NS-Stadtregierung gegründet. Das erste eigenständige Museumsgebäude befand sich 1970 in der Innenstadt Würzburgs.
2002 zog die Städtische Galerie in den Kulturspeicher am Alten Hafen um. Dieses Gebäude – 1904 als Lagergebäude errichtet – wurde nach Entwürfen des Architekturbüros Brückner & Brückner zwischen 1996 und 2001 zum Kulturquartier mit Museum umgebaut.

Das MiK zeigt im nördlichen Flügel auf zwei Etagen verteilt die Kunst vom 19. bis 21. Jahrhundert. Die Präsentation versteht sich nicht als ein statisches Gefüge. Bekannte und unbekannte Gemälde, Skulpturen oder Videokunst aus dem Besitz des Museums sollen immer wieder in neuen Konstellationen gezeigt werden.

Das ursprüngliche und im Kern weiterhin gültige Sammlungskonzept besteht darin, Kunst aus Mainfranken mit Schwerpunkt Würzburg seit dem 19. Jahrhundert zu sammeln. Dies können Künstler*innen sein, die hier geboren wurden, tätig sind/waren oder gestorben sind. Stilistische Präferenzen gibt es nicht. Dennoch haben sich in der kurzen Geschichte des MiK vor allem Schwerpunkte im Bereich des deutschen Realismus und Impressionismus gebildet.
Im Bereich der modernen Kunst sind die umfangreichen Werkgruppen der Künstlerinnen Emy Roeder und Gertraud Rostosky hervorzuheben. Nationale oder internationale Kunstpositionen der Nachkriegsmoderne und Gegenwartskunst fehlen hingegen bis auf wenige Ausnahmen.
 
Das MiK-Team ist sich der Sammlungslücken und kritischen Gründungsgeschichte des Museums bewusst. Dieses Vermächtnis soll durch Ausstellungen, Veranstaltungen und gezielte Ankäufe kritisch aufgearbeitet und vermittelt werden. Ziel ist es, die gesamte Vielfalt moderner und zeitgenössischer Kunst sichtbar zu machen. 

Heiner Dikreiter

Der Künstler Heiner Dikreiter (1893–1966) ließ sich 1921 in Würzburg nieder. Ab den 1920er Jahren entwickelte er ein Konzept für eine „mainfränkische Galerie“. Realisiert wurde diese Museumsidee unter dem NS-Oberbürgermeister Theo Memmel (1891–1973). Dikreiter wurde mit dem Aufbau einer städtischen Kunstsammlung beauftragt. Sie sollte ein Musterbeispiel der „Kulturarbeit im Kriege“ sein, durch die man regionale Identität und moralisches Durchhaltevermögen der Bevölkerung stärken wollte. Mit beträchtlichen finanziellen Mitteln ausgestattet, baute Dikreiter eine Sammlung mit regional und überregional bekannten Künstler*innen auf, die noch heute den Kernbestand des Museums bildet.
Welche Kunstwerke dabei aus jüdischem Besitz unrechtmäßig in das Museum gelangten, ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Das Museum im Kulturspeicher (MiK) Würzburg ist um vollständige Aufklärung bemüht und hat seit 2014 große Forschungsprojekte zur Herkunftsgeschichte der Sammlung realisiert.
Nach 1945 wurde Dikreiter im Rahmen der Entnazifizierung von den deutschen Behörden als „Mitläufer“ eingestuft . Er konnte 1950 die Leitungsfunktion der Städtischen Galerie wieder übernehmen, die er bis zu seinem Tode 1966 innehatte. Die Ankaufs- und Sammlungspolitik dieser Zeit war geprägt von Widersprüchen. Es wurden zugleich NS-konforme, NS-diffamierte und jüdische Künstler*innen angekauft und ausgestellt. Beim Engagement für die Kunst der Moderne fällt besonders auf, dass expressionistische und abstrakte Positionen kaum Berücksichtigung fanden. Dafür gelang es Dikreiter, den Nachlass der bedeutenden Bildhauerin Emy Roeder für das MiK zu sichern. Insgesamt offenbart seine Personalie mehr die Kontinuitäten und weniger die „Stunde Null“ im Würzburger Kulturbetrieb. Entsprechend werden seine Leistungen zunehmend kritisch gesehen mit der Folge, dass 2022 ein bisher nach ihm benannter Weg einen neuen Namen erhielt. Der Vorplatz des Kulturspeichers wurde 2010  in Oskar-Laredo-Platz umbenannt. Laredo war ein in Würzburger tätiger Kaufmann und Galerist moderner Kunst. 1937 emigrierte er aufgrund seines jüdischen Glaubens in die USA, wo er in New York 1966 verstarb. 
 

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