Auguste Herbin. Vom Spätimpressionismus zur Konkreten Kunst

26. September - 22. November 2009

Einen faszinierenden Blick auf ein Kapitel Konkreter Kunst erlaubt die Ausstellung mit Werken von Auguste Herbin (1882-1960) in Kooperation mit der Galerie Lahumière in Paris.

Auguste Herbin, geboren 1882 in Quièvy bei Combrai nahe der belgischen Grenze, zählt heute zu den Vaterfiguren der Konkreten Kunst in Frankreich, wo sie unter dem Namen „abstraction géometrique“ bekannt wurde. Herbin war Zeitgenosse von Pablo Picasso und Georges Braque und ab 1909 Nachbar der beiden im berühmten Atelier „Bateau Lavoir“ (Waschschiff) in Paris. Sein Werk hat Anteil an einer Reihe künstlerischer Strömungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bis es schließlich zu seiner ganz eigenen Form geometrisch-konkreter Kunst fand. 1931 gründete Herbin zusammen mit Georges Vantongerloo und anderen die Gruppe „Abstraction-Création“ in der Absicht, verschiedene Stömungen nichtfigurativer Kunst zusammenzuführen. Der „Salon des Réalités Nouvelles“ wurde 1946 als Nachfolgeorganisation von „Abstraction-Création“ ins Leben gerufen, wieder unter entscheidender Mitwirkung von Auguste Herbin; 1955 wurde er ihr Präsident. In seiner Malerei hatte dieser unterdessen zu einem kraftvollen Alterswerk angesetzt. Ab 1942 entstand sein „alphabet plastique“, das für die Entwicklung der Konkreten Kunst von großer Bedeutung ist: Im Bestreben, den Einsatz der Farbe zu systematisieren, entwarf er dieses visuelle Alphabet als Konzept einer nachprüfbaren Zuordnung von Buchstaben, geometrischen Formen und Farben. Die selbst gesetzte Regel eröffnete ihm eine verblüffende Fülle bildnerischer Entscheidungen und künstlerischer Freiheit. Einige Jahre später veröffentlichte er dieses System in seinem Buch „L‘art non figurativ non objectif.“ Zweimal, 1955 und 1959, war Herbin Teilnehmer der documenta in Kassel.

In Zusammenarbeit mit der Galerie Lahumière, Paris, ist es gelungen, einen Querschnitt durch Herbins Gesamtwerk zu zeigen, wobei der Hauptakzent auf den späten Werken liegt, denen das „alphabet plastique“ zugrunde liegt. Insgesamt 70 Werke werden ausgestellt, Gemälde, Gouachen und Zeichnungen sowie einige Reliefs. Den Anstoß für die Ausstellung gab das Gemälde „Rare“ (1959) aus der „Sammlung Peter C. Ruppert. Konkrete Kunst in Europa nach 1945“, das mit seinen kontrastreichen farbigen geometrischen Formen ein repräsentatives Beispiel für die Methode des „alphabet plastique“ bildet und in die Ausstellung integriert ist.

Die Sammlung Ruppert ist in einem eigenen Trakt im Museum im Kulturspeicher Würzburg dauerhaft ausgestellt, so dass sich der Besuch der Sonderausstellung „Auguste Herbin“ mit ihrem Besuch verbinden lässt.

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