Emil Nolde. Mensch Natur Mythos

5. Dezember 2009 - 14. Februar 2010
Aquarelle und Graphik aus dem Berliner Kupferstichkabinett

Jedem Liebhaber der Kunst der Klassischen Moderne ist er bekannt, Emil Nolde, der eigentlich Hansen hieß und sich nach seinem Geburtsort Nolde bei Tondern in Nordschleswig nannte, der Maler leuchtender Mohnblumen und Bauerngärten, norddeutscher Landschaften und Seewolken. Jedoch ist das Werk des 1867 geborenen und 1956 verstorbenen Künstlers weit vielschichtiger, als es gemeinhin wahrgenommen wird.
 

Dank der großzügigen Leihbereitschaft des Berliner Kupferstichkabinetts kann die Ausstellung „Emil Nolde. Mensch Natur Mythos“ nun auch in Würzburg gezeigt werden. Zu sehen sind Aquarelle, Radierungen, Holzschnitte und Lithographien aus der Zeit von 1898 bis ca. 1930, die den Maler als versierten Graphiker und Aquarelllisten zeigen. Emil Nolde, einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts, war ein Hauptvertreter des Expressionismus und zeitweiliges Mitglieder der Künstlergemeinschaft „Brücke“.

Weniger bekannt ist Nolde als Schöpfer ausgezeichneter Druckgraphik mit tiefgründiger Thematik und in brillanter technischer Ausführung. Auch sie offenbart Noldes ausgesprochen malerisches Naturell, das hier im technischen Experimentieren (Ätztechnik) und farbigen Variieren zum Ausdruck kam. Für sein graphisches Werk erhielt der Künstler 1950 den Preis der XXV. Biennale di Venezia. Trotz der von Nolde immer wieder behaupteten Dominanz des rein Intuitiven seines Schaffens ist gerade in seiner Graphik – und das macht ihre Qualität aus – ein geplantes gestalterisches Vorgehen unübersehbar.

Eine größere Spontaneität offenbart sich in den intensiv farbigen Aquarellen des Künstlers, der in dieser Technik unerreicht bleibt. Einen Höhepunkt in seinem Schaffen stellen die Aquarelle der Südseereise dar. Hauptmotiv dieser Blätter – wie des gesamten Schaffens des Künstlers – ist der Mensch, gemäß Noldes Bekenntnis: „Die Menschen sind meine Bilder ... Sie sind es, vom Teufel an bis zu Gott. Sein [des Künstlers] Leben ist ein Bilderbuch. Ich blättere darin.“ Fasziniert von der Ursprünglichkeit der Südseeinsulaner, gestaltete er sie mit dem Ausdruck von Stolz und voller Würde, ganz im Gegensatz zur diskriminierenden Behandlung, die diese Urbevölkerung durch die meisten Kolonialvertreter erfuhr.

Außer der ursprünglichen Lebensweise der Naturvölker fesselte Nolde auch die Magie ihrer Mythen, was sich für ihn mit einem neuen Streben nach Spiritualität verband, das typisch war für die Expressionisten. Nolde sprach von dem „Sehnen nach dem Übersinnlich Unfassbaren“ und räumte seinen „biblischen und Legendenbildern“, wie er sie selbst nannte, auch in seinem graphischen Schaffen einen bedeutenden Raum ein.

Neben dem wichtigen Kapitel der Südseereise werden auch die anderen Schwerpunkte von Noldes Schaffen in fünf weiteren Sektionen der Ausstellung vorgestellt. Dazu gehören: Lebensfreude und Existenzielles – Bildnisse – See- und Hafenbilder – Städte und Landschaften sowie Biblische Bilder. Insgesamt 106 Werke von Emil Nolde sind ausgestellt. Sie werden ergänzt durch ethnographische Objekte aus der Südsee als Leihgaben einer süddeutschen Privatsammlung sowie durch einen Handatlas von 1898 und einen historischen Globus aus Privatbesitz.

Der begleitende Katalog (208 Seiten, 24,95 €, Michael Imhof Verlag, Petersberg), verfasst von Anita Beloubek-Hammer, kommentiert die Gliederung der Ausstellung nach den genannten Themen. Der Künstler kommt in ausgewählten Bekenntnissen zu Wort, desgleichen andere Künstler mit ihrem Urteil über Nolde.

Für diese Ausstellung besteht eine Medienpartnerschaft mit Bayern 2.
 

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