Drehscheibe I. Durch die Blume gesagt

12. Oktober 2009 - 14. März 2010

Werke aus der Städtischen Sammlung im Dialog mit drei Positionen aktueller Kunst: Elisabeth Ensenberger, Gerda Schlembach und Horst Ziegler

Aus der reichhaltigen und reizvollen städtischen Sammlung des Museums im Kulturspeicher kann – wie in den meisten Kunstmuseen – in den Ausstellungsräumen nur ein Bruchteil der Bestände öffentlich gezeigt werden. In den Depots befinden sich jedoch nicht minder exzellente Werke, die bislang zumeist nur selten oder teilweise noch nie der Öffentlichkeit zugänglich waren.

Die neue stellvertretende Leiterin, Dr. Carola Schneider, will dem Publikum mit der Reihe „Drehscheibe“ regelmäßig neue Einblicke in die Sammlung ermöglichen und für „frischen Wind“ sorgen. Zu variierenden Themen sollen Gemälde, Grafiken und Skulpturen jeweils für einige Monate das Depot verlassen und im Dialog mit den Werken von Künstlerinnen und Künstlern in Raum 05 präsentiert werden.

Das Motiv der Blume ist in der städtischen Sammlung mit schönen Stücken prominent vertreten: Die stilistische Bandbreite reicht von dem um 1887 in altmeisterlicher Technik gemalten Mohnblumenstilleben Johann Sperls über den Realismus Friedrich Fehrs, umfasst ein spätimpressionistisches Werk Josef Futterers und die vom Jugendstil geprägten Bilder von Milly Marbe-Fries sowie späte Aquarelle des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff. Von lebendiger Farbigkeit sind etwa Flechtners „Garten am Ammersee“, Robert Breyers „Gladiolen“ und Gertraud Rostoskys „Blühender Kaktus“. Die Neue Sachlichkeit ist durch Franz Lenk und eine Fotoarbeit von Albert Renger-Patzsch vertreten, die Pop Art durch Siebdrucke Andy Warhols. Das Bild einer Rose im Glas von Josef Versl bildet einen poetischen Abschluss und verleiht dem allen Blumendarstellungen zugrunde liegenden Vanitas-Gedanken eine gewisse Leichtigkeit.

Spannungsreich sind in diesen „Reigen“ Arbeiten aktueller Kunst integriert: Die im Jahr 2000 entstandenen Mohairstickbilder von Elisabeth Ensenberger, die an der Nürnberger Akademie ihr Studium absolvierte und 2001 den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg erhielt, übertragen bunte Blüten in eine neue Materialität, verleihen ihnen eine ungewohnt haptische Qualität und bestechen durch ihre Farbigkeit. Die Zeit scheint stillzustehen… Gerda Schlembach, in Steinach/Saale geboren, während ihres Studiums in Würzburg und Münster und derzeit in Essen lebend, zeigt zwei Leuchtkästen von 2007, die die Wahrnehmung des Betrachters zunächst in die Irre führen und ihren Gegenstandsbezug erst auf den zweiten Blick preisgeben. Der Blick in eine Glasvase erfährt eine transzendente Dimension. Der Würzburger Künstler Horst Ziegler ist nicht erst seit seinem Studium an der Akademie für Gestaltung in Aachen vom „Wunderwerk“ der Natur fasziniert. Das „Formkabinett“ seines Ateliers gleicht einem sich stetig erweiternden Archiv, einem Werden und Vergehen dokumentierenden Herbarium. Seine großformatigen Fotografien einzelner Halme, von denen eine bereits vom Museum angekauft werden konnte, bilden in grafischer Strenge den natürlichen Prozess des Vergehens ab, seine Vitrinen zeigen künstlich-ornamentale Strukturen aus feinsten Blattfasern, Samen und Verzweigungen.
 

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