"...die Grenzen überfliegen". Der Maler Hermann Hesse

3. November 2012 bis 3. Februar 2013

Haben Sie gewusst, dass der Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse auch gemalt hat? Über 2000 Aquarelle von seiner Hand belegen eine reiche bildkünstlerische Tätigkeit, die für Hesse weit mehr war als ein Hobby. Mit Pinsel und Farben konnte er sich unmittelbar und direkt der Welt annähern; das Resultat sind zumeist farbenfrohe, heitere Darstellungen der Landschaft in und um seine Wahlheimat Montagnola im Tessin.

Dabei fängt Hesse an zu malen, um seine inneren Dämonen zu bannen: 1916, als bereits fast 40-Jähriger, zeichnet er auf Anraten seines Psychoanalytikers „Traumbilder“, in denen er die surrealen Erlebnisse seiner nächtlichen Träume festhält. Es entstehen verstörende Selbstbildnisse, aber auch akribisch gemalte Blicke in sein Berner Haus am Melchenbühlweg. Sie lassen erahnen, wie eingeengt Hesse sich in dieser bürgerlichen Umgebung und in seiner unglücklichen Ehe fühlt.

Die Befreiung, die die Trennung von seiner ersten Frau und der Umzug ins Tessin mit sich bringen, ist auch in Hesses Bildsprache spürbar: Weite Landschaften dominieren nun seine Blätter, leuchtende Farben lassen den Rausch erahnen, der Hesse unter der heißen südlichen Sonne zu einer unglaublichen Produktivität befähigt. Von nun an widmet Hesse einen Großteil der Sommertage der Aquarellmalerei in der freien Natur.

Wer Hermann Hesses Bilder betrachtet, kommt seinem Wesen und seiner Biografie auf andere Weise auf die Spur, als wenn er seine Bücher liest. Die Blätter lassen Phasen der Verzweiflung erahnen oder strahlen heitere Gelassenheit aus; in ihnen zeigt Hesse seine Leidenschaft für den Garten und Blumen, aber auch für den wilden Züricher Karneval. Vor allem aber sind die Bilder eine Liebeserklärung an die Tessiner Landschaft.

Übrigens kannte und liebte Hermann Hesse auch Würzburg, das er wegen seiner südlichen Atmosphäre schätzte. 1928 besuchte er die Stadt und verarbeitete seine Eindrücke in dem Roman „Narziß und Goldmund“. In dem Prosatext „Einst in Würzburg“ machte er der Stadt das wohl schönste Kompliment: „Wenn ich ein zukünftiger Dichter und gerade mit der Wahl meines Geburtsortes beschäftigt wäre, dann würde ich die Stadt Würzburg sehr mit in Erwägung ziehen.“

Die Ausstellung wurde vom Kunstmuseum Bern und dem Museum Hermann Hesse in Montagnola erarbeitet und zeigt im Jahr von Hermann Hesses 50. Todestag eine umfassende Retrospektive seines bildkünstlerischen Werks. Etwa 180 Aquarelle sind im Museum im Kulturspeicher zu sehen, hinzu kommen zahlreiche illustrierte Briefe und Manuskripte. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 28 €.

 

 

 

 

 

 

 

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