"Rein malerisch" - Wilhelm Leibl und sein Kreis

14. Dezember 2013 bis 23. März 2014

 

„Ich male den Menschen so, wie er ist, da ist die Seele ohnehin dabei.“

Wilhelm Leibl

 

Den „größten Bildnismaler seit Rembrandt“ nannte man ihn, und schon kurz nach seinem Tod in Würzburg 1900 galt er als einer der bedeutendsten deutschen Maler seiner Generation: Wilhelm Leibl. Bereits während seines Studiums an der Münchener Akademie in den 1860er Jahren zeigte sich sein herausragendes malerisches Talent – aber auch seine Unfähigkeit, sich anzupassen. Der junge Maler brach mit den akademischen Normen seiner Zeit und erteilte der pathetischen Historienmalerei und den sentimentalen Genredarstellungen seiner Zeitgenossen eine Absage: Nicht das „Was“ des Bildes zählte für ihn, sondern das „Wie“, nicht eine gemalte Geschichte, sondern Farbe, Form und malerische Umsetzung des Gesehenen. Obwohl Leibl dem Gegenstand verpflichtet blieb, trat damit erstmals in der deutschen Kunstgeschichte die Malerei selbst in den Vordergrund.

Leibl verfocht seinen Standpunkt nicht allein: Der charismatische, durch seine „kolossale Intensität“ auffallende junge Mann sammelte schon zu Akademiezeiten eine Gruppe Gleichgesinnter um sich, die man später zum „Leibl-Kreis“ zählte. Dabei handelte es sich nicht um eine „Schule“, sondern um den lockeren Zusammenschluss fortschrittlich eingestellter Maler, die sich austauschten und voneinander lernten: Karl Haider, Theodor Alt, Rudolf Hirth du Frênes und Johann Sperl hießen die engsten Akademiefreunde; in Paris lernte Leibl 1869 Otto Scholderer kennen, bald darauf Hans Thoma. Wilhelm Trübner und Carl Schuch stießen 1871 auf Leibl und ließen sich von ihm zu einem neuen Weg ihrer Malerei inspirieren.

Nach nur wenigen Jahren des intensiven Austausches gingen alle diese Künstler ihre eigenen Wege, jeder entwickelte seinen individuellen Stil. Gemeinsam blieb ihnen allen aber die Idee des „Reinmalerischen“: Verzicht aufs Geschichtenerzählen hieß das und die Wahl möglichst einfacher Gegenstände: Porträt, Stillleben und Landschaft. Angeregt von der Kunst der Alten Meister, vor allem aber von einem intensiven Naturstudium und geleitet von einem unsentimentalen, offenen Blick entwickelten sie jeder für sich eine hohe Malkultur, die in den späten Stillleben Carl Schuchs und im meisterhaften, atmosphärischen Spätwerk Leibls gipfelte.

Wilhelm Leibl hatte enge familiäre Verbindungen zu Würzburg. 1900 starb er in der berühmten Privatklinik Professor Leubes gegenüber der Residenz. Wie später sein Freund Johann Sperl wurde er auf dem Würzburger Hauptfriedhof bestattet. Das Museum im Kulturspeicher besitzt eine kleine Sammlung mit Werken des „Leibl-Kreises“, die in der Ausstellung durch zahlreiche Leihgaben aus Privat- und Museumsbesitz ergänzt wird (u.a. aus der Kunsthalle Bremen, dem Wallraf-Richartz-Museum Köln, der Neuen Pinakothek München oder dem Kupferstichkabinett Berlin). So zeichnet die Ausstellung in über hundert Werken den Weg des „Leibl-Kreises“ und die Entwicklung der „reinmalerischen“ Idee nach. Noch heute faszinieren die Unbestechlichkeit der künstlerischen Anschauung und der Ruf nach unbedingter Authentizität. Mit ihrem neuen malerischen Ansatz öffneten Leibl und seine Freunde der deutschen Kunst den Weg in die Moderne.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Michael Imhof, 256 S., Museumspreis: 24,90 €
Der Katalog wird finanziert vom Freundeskreis Kulturspeicher e.V.

Die Ausstellung wird unterstützt von:

Kulturfonds Bayern
Commerzbank-Stiftung
Würzburger Kulturstiftung

 

 

 

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