BAUERN! Protest, Aufruhr, Gerechtigkeit
Werke • Begleitprogramm • Katalog • Würzburger Aktionsjahr
2025 jährt sich der Bauernkrieg zum 500. Mal. Würzburg war 1525 einer von mehreren bedeutenden Schauplätzen dieser historischen Ereignisse. Anlässlich des diesjährigen stadtweiten Gedenkens spannt das MiK einen künstlerischen Bogen vom 19. Jahrhundert über die klassische Moderne bis hin zur Kunst der DDR, der Bundesrepublik und der Gegenwart. Die Ausstellung „BAUERN! Protest, Aufruhr, Gerechtigkeit“ beleuchtet dabei die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Bauernkrieg und seine politische Deutung im Wandel der Zeit.
Eine „neu Ordnung machen in der Welt“ (Martin Luther) wollten die Aufständischen in den Bauernerhebungen des 16. Jahrhunderts. Auch wenn die Bauern ihre Ziele 1525 nicht erreichten: Die Vision einer neuen, gerechteren Gesellschaftsordnung bewegt die Menschheit bis heute. Aufstand und Revolution können so auch einen verheißungsvollen Klang haben. Sie künden von der Hoffnung auf eine bessere Welt, in der alle Menschen mit mehr Gleichberechtigung und Menschenwürde leben können.

Die Ausstellung befasst sich mit der künstlerischen Rezeption des Bauernkrieges im Wandel der politischen Systeme vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Auffällig ist dabei, dass der Bauernkrieg als Thema immer dann aufgegriffen wurde, wenn er – mahnend oder anfeuernd – als historisches Beispiel dienen konnte. Erste bildliche Darstellungen des Bauernkrieges finden sich in der deutschen Malerei im 19. Jahrhundert, nicht zufällig im Zusammenhang mit den Demokratiebestrebungen des Vormärz und im Umfeld der 1848er-Revolution. Erneut wurde er im frühen 20. Jahrhundert von Künstler*innen aufgegriffen, die sich wie Käthe Kollwitz oder Franz Wilhelm Seiwert dem Kampf für den Sozialismus verschrieben hatten.

In der Kunst der DDR schließlich wurde der historische Bauernkrieg als „frühbürgerliche Revolution“ zur Vorläuferbewegung des staatlich institutionalisierten Sozialismus stilisiert und entsprechend gefeiert. Werner Tübkes monumentales Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen ist nur das markanteste Beispiel für eine sich hier entfaltende breite Rezeption der Geschehnisse von 1525.
Auch heute, 500 Jahre später, kann der Bauernkrieg als bewegendes Beispiel und Symbol für weltweite Bemühungen um mehr Menschenwürde, Gerechtigkeit und Mitbestimmung stehen. Die Kämpfe dauern an. Dies zeigen auch Positionen der Gegenwartskunst, die sich mit Protestbewegungen und Aufständen überall auf der Welt auseinandersetzen.
Joseph Beuys • Lovis Corinth • Jeremy Deller • Wilhelm Geißler • HAP Grieshaber • Lea Grundig • Bernhard Heisig • Monika Huber • Käthe Kollwitz • Max Liebermann • Fritz Neuhaus • Julian Roeder • Horst Sakulowski • August Sander • Valentin Schwab • Franz Wilhelm Seiwert • Werner Tübke • Heinz Zander • Magnus Zeller
Die Ausstellung und Begleitpublikation wurden mit freundlicher Unterstützung des Bezirk Unterfranken, der Ernst von Siemens Stiftung
sowie des Freundeskreis Kulturspeicher Würzburg e.V.
ermöglicht.

Das ergänzende Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm im MiK befasst sich von April bis August mit den Themen Aufstand und Freiheitsstreben, aber auch mit Nachhaltigkeit und Ökologie. ► zum Kalender.
Das Begleitbuch zur Ausstellung erscheint Anfang April im Wienand Verlag (ISBN 978-3-86832-816-5). Textbeiträge stammen von Henrike Holsing, Matthias Stickler, Sophie Thorak und Wolfgang Ullrich und beschäftigen sich mit dem Bauernkrieg in der Kunst, seiner politischen Instrumentalisierung sowie Deutung und nehmen Bezug zu heutigen Protestformen. Enthalten sind über 140 Abbildungen auf 160 Seiten im Format 18 x 23 cm. Der Katalog ist im Museumsshop während der Öffnungszeiten des MiK zum Preis von 24,50 € erhältlich. Auch eine Vorbestellung mit Postversand ist möglich. ► zur Online-Bestellung.
Stadtweites Programm zum „Bauernkrieg“-Gedenken
Die Stadt Würzburg stellt gemeinsam mit vielen Träger*innen der Kultur und des gesellschaftlichen Lebens anlässlich des historischen Gedenkens an den Bauernkrieg von 1525 ein facettenreiches Programm für Besuchende von nah und fern auf die Beine. An verschiedenen Orten in der Stadt und in unterschiedlichen Formaten werden Aktionen zum Thema Bauernkrieg geboten. Dazu gehören neben der Ausstellung im MiK spezielle Präsentationen im Museum für Franken und im Spitäle, aber auch eine eigens entwickelte Theaterperformance, ein dreitägiger Mittelaltermarkt, ein Symposium, zahlreiche Vorträge, Lesungen und Konzerte sowie der Besuch des Alt-Bundespräsidenten Joachim Gauck.
Würzburg im Bauernkrieg 1525
Die Stadt und das Hochstift Würzburg waren stark von den Unruhen betroffen. Die Bauern erhoben sich gegen den Fürstbischof Konrad II. von Thüngen, der als geistlicher und weltlicher Herrscher über das Hochstift Würzburg regierte. Im Mai 1525 belagerten aufständische Bauern die Festung Marienberg, den Sitz des Fürstbischofs. Die Belagerung scheiterte jedoch. Die Folge waren brutale Vergeltungsmaßnahmen durch die Fürstenheere, die den Aufstand niederschlugen und viele Aufständische hinrichteten.
Andere bedeutende Schauplätze des Bauernkriegs:
- Schwaben und Franken: Hier begann der Aufstand, insbesondere unter der Führung von Florian Geyer (Schwarzer Haufen) und Götz von Berlichingen (Odenwälder Haufen).
- Thüringen: Hier spielte Thomas Müntzer eine zentrale Rolle, insbesondere in der Schlacht bei Frankenhausen (Mai 1525), die mit der völligen Niederlage der Bauern endete.
- Oberschwaben: Der Baltringer Haufen und der Allgäuer Haufen kämpften gegen die adelige und kirchliche Obrigkeit.
- Elsass und Breisgau: Hier kam es zu massiven Erhebungen und Plünderungen von Klöstern und Burgen.
