Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in der Städtischen Sammlung in Würzburg neu präsentiert
- Neues Konzept für zwei Räume der Städtischen Sammlung des Museum im Kulturspeicher (MiK)
- MiK-Direktor Marcus Andrew Hurttig beleuchtet die Sammlung unter ihrer geschichtlichen und gesellschaftlichen Entstehung
Würzburg, 4. Oktober 2024 • Anfang September endete die viel beachtete Sonderausstellung „Erinnern heißt verändern. Hanau 19. Februar 2020“, die unter anderem mit Hilfe des Recherchenetzwerks Forensic Architecture die Ereignisse und deren Aufarbeitung nach dem rassistischen Anschlag thematisierte. Für Marcus Andrew Hurttig, den neuen Direktor des Museums im Kulturspeicher (MiK) in Würzburg, war dies der ideale Zeitpunkt, um Teile der Städtischen Sammlung mit einem neuen inhaltlichen Konzept zu präsentieren. Seit Ende September sind nun die umgestalteten Ausstellungsräume für die Besuchenden wieder zugänglich.
„Das MiK wurde 1941 als Städtische Galerie im Auftrag der NS-Stadtregierung gegründet“, erklärt Hurttig. „Das wirft Fragen auf: Wie hat sich dies auf die Sammlung ausgewirkt? Welche Kontinuitäten gab es nach dem Krieg?“ Hurttig ist besonders interessiert daran, wie das Kunstmuseum in Würzburg mit gesellschaftlichen Entwicklungen umging und welche Auswirkungen dies auf den Aufbau der Sammlung hatte.
Das ursprüngliche Sammlungskonzept konzentriert sich auf Kunst aus Mainfranken, insbesondere aus Würzburg, seit dem 19. Jahrhundert. Die Sammlung umfasst Werke von Künstler*innen, die hier geboren wurden oder tätig waren. Während sich vor allem Schwerpunkte im deutschen Realismus und Impressionismus herausgebildet haben, fehlen bedeutende Positionen der Nachkriegsmoderne und zeitgenössischen Kunst weitgehend.
Die Mitarbeitenden des MiK sind sich der bestehenden Sammlungslücken und der kritischen Gründungsgeschichte bewusst. Diese Aspekte sollen durch Ausstellungen, Veranstaltungen und gezielte Ankäufe kritisch aufgearbeitet werden, um die Vielfalt moderner und zeitgenössischer Kunst sichtbar und erlebbar zu machen. Mit der aktuellen Neupräsentation wird ein erster Schritt in diese Richtung unternommen.
Themenschwerpunkte in der Neupräsentation
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts studierten vor allem Männer an der Kunstakademie in München; Frauen waren erst ab 1920 zugelassen. Künstler wie Franz Driesler und Bernhard Fech gehörten zu den Würzburger Studierenden, die wie viele ihrer Altersgenossen im Ersten Weltkrieg fielen.
Die Neue Sachlichkeit, die in den 1920er Jahren entstand, strebte eine präzise und objektive Abbildung der Realität an. Diese durchaus kritischen Bilder wurden von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ geächtet. Viele Künstler*innen dieser Richtung arrangierten sich mit dem NS-Regime, indem sie bewusst unpolitische Themen wählten.
Seit 1933 waren nur Menschen „arischer Abstammung“ künstlerisch tätig, während jüdische Kunstschaffende verfolgt, enteignet und deportiert wurden. In Würzburg fanden sich mit Joseph Oppenheimer und Milly Marbe-Fries zwei jüdische Künstler*innen, deren Schicksale exemplarisch für die Zeit stehen.
Die Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 durch einen Bombenangriff hinterließ eine sichtbare Wunde in der Stadtgeschichte. Bis kurz vor dem Angriff entstanden viele Werke, die die Stadt darstellten, jedoch kaum Künstler*innen malten die Stadt nach ihrer Zerstörung.
Die Ausstellung documenta 1 im Jahr 1955 legte den Grundstein für die Nachkriegsmoderne, während der Kunststandort Würzburg weitgehend unberührt blieb. In der Städtischen Galerie setzte man auf einen figurativen Kontinuitätsweg, der erst in den 1960er Jahren endete.
Die Gegenwartskunst hat sich seitdem stark erweitert und umfasst heute neue Materialien und Medien. Das MiK versucht, diese Vielfalt seit den 1970er Jahren durch gezielte Ankäufe zu dokumentieren und zu fördern.
Künstler*innen in Raum 05: Arnold Balwé • Hans Otto Baumann • Willi Baumeister • Heiner Dikreiter • Franz Driesler • Georg Ehmig • Bernhard Fech • Willi Geiger • Carl Grossberg • Hans Haffenrichter • Erich Heckel • Fried Heuler • Alida Kisskalt • Paul Kleinschmidt • Alfons Klühspies • Wilhelm Kohlhoff • Franz Lenk • Rudolf Levy • Milly Marbe-Fries • Otto Modersohn • Joseph Oppenheimer • Hans Reichel • Friedrich von Rieger • Christian Rohlfs • Josef Scharl • Karl Walther
Künstler*innen in Raum 06: Joannis Avramidis • Stephan Balkenhol • Wilhelm Bauermann • Reinhard Dachlauer • Madeleine Dietz • Otto Grau • Brigitte Hausner • Magdalena Jetelová • Tina Juretzek • Norbert Kleinlein • Joachim Koch • Oskar Koller • Rita Kuhn • Gertrude Elvira Lantenhammer • Camill Leberer • Hella Lenz • Wolfgang Lenz • Curd Lessig • Hiroyuki Masuyama • Steffi Mayer • Herbert Mehler • Erhard Michel • Heiner Reitberger • Christiane Richter • Joachim Schlotterbeck • Andi Schmitt • Peter Stein • Angelika Summa • Barbara Camilla Tucholski • Gunter Ullrich • Josef Versl
Kurzführung zur Neupräsentation am 23. Oktober
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kunstaperitif zum Feierabend“ führt Marcus Andrew Hurttig, Direktor des Museum im Kulturspeicher (MiK) in Würzburg, am Mittwoch, den 23. Oktober 2024 um 18 Uhr durch die inhaltliche und gestalterische Neupräsentation der Städtischen Sammlung. Nach einer 20-minütigen Kurzführung durch Raum 05 und 06 des Museums wird sich im Anschluss bei einem Stehempfang gemeinsam zum Gesehenen und Gehörten bei einem Getränk ausgetauscht. Eintritt: 7 € • 5 € für Mitglieder des Freundeskreises • inklusive Getränk. Mit freundlicher Unterstützung der Sektkellerei Höfer.
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Pressemitteilung vom 04.10.2024: Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in der Städtischen Sammlung in Würzburg neu präsentiert, 194 KB |
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Über das MiK: Seit 2002 steht das Museum im Kulturspeicher (MiK) Würzburg für die Kunst der Moderne in der alten Bischofsstadt. In preisgekrönter Architektur werden auf 3.500 qm Ausstellungsfläche zwei Schwerpunkte gesetzt: Zum einen ist die Sammlung der Stadt Würzburg hier zu Hause, mit Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dieser steht mit der „Sammlung Peter C. Ruppert – Konkrete Kunst in Europa seit 1945“ eine international renommierte Sammlung ungegenständlicher Kunst gegenüber, die sich der geometrischen Abstraktion verschrieben hat. Sonderausstellungen, Veranstaltungen und öffentliche Führungen runden das Programm ab. • kulturspeicher.de
SERVICE
Öffnungszeiten: Di 13–18 Uhr, Mi 11–18 Uhr, Do 11–19 Uhr, Fr, Sa, So 11–18 Uhr, montags geschlossen. 24./25.12. und 31.12.2024 geschlossen. An allen anderen Feiertagen von 11–18 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise: 4,50 €, ermäßigt 2,50 € für Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, FSJler*innen, BFDler*innen, Menschen mit Behinderung. Gruppen ab 20 Personen 3,50 €. Kinder unter 6 J. frei, bis 14 J. und Schulklassen 2 € pro Kind. Mitglieder des Freundeskreis Kulturspeicher Würzburg e.V. haben freien Eintritt. Der erste Sonntag im Monat ist für Alle eintrittsfrei!
Verkehrsanbindung: Das Museum liegt am Alten Hafen in der Nähe von CinemaxX und Congress Centrum. Vom Hauptbahnhof oder dem Marktplatz in der Innenstadt ist das MiK in ca. 15 Minuten zu Fuß zu erreichen. Mit der Straßenbahn führen die Linien 2 und 4 bis zur Haltestelle „Congress Centrum“. Von dort sind es ca. 5 Minuten Fußweg bis zum Museum. Direkt vor dem Kulturspeicher halten die Buslinien 12 und 13, die vom Busbahnhof am Hauptbahnhof abfahren. Auch Busse der Linien 11, 19, 27 steuern den Kulturspeicher an. Von der Residenz über die Juliuspromenade führt von April bis November die „Kulturlinie Würzburg“ (Linie 9). Diese fährt alle 30 Minuten zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten; natürlich auch zum Museum im Kulturspeicher. • Mehr Informationen online auf wvv.de oder vvm.de
. • In unmittelbarer Nähe des Museums liegt das Parkhaus CinemaxX/Alter Hafen.
Service: Alle Ausstellungsflächen des Museums sind barrierefrei erreichbar. Hörbeeinträchtigte können mittels eines Gruppenführungssystems mit Induktionsschleife an den Führungen teilnehmen. Ein Rollstuhl und ein Buggy stehen für Ihren Besuch zur Verfügung. Mit der BFW-Smartinfo-App werden Besucher*innen mit und ohne Beeinträchtigungen durch das Museum begleitet. Sie kann kostenlos im Google Play Store und im Apple App Store heruntergeladen werden.