Weiß - Aspekte einer Farbe in Moderne und Gegenwart
Weiß hat in Bildern immer eine besondere Rolle gespielt. Es ist die Farbe des Bilduntergrunds, es dient zum „Höhen“, also der Betonung des Lichts auf einem Gemälde und wird beim Mischen zum Aufhellen einer Farbe benutzt. Keine andere Farbe wird deshalb in größeren Mengen produziert. Ein autonomer Einsatz von Weiß findet sich jedoch erst in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts. Denn erst jetzt löst sich Farbe im Bild generell weitgehend von der Bindung an die abzubildende Wirklichkeit und steht für sich selbst. Dies eröffnet auch den Weg in die Monochromie, das heißt zu Kunstwerken, die auf einer einzigen Farbe aufgebaut sind. Dem unbunten Weiß kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
Die Ausstellung geht von der Sammlung Ruppert im Museum im Kulturspeicher aus, die sich der Konkreten Kunst in Europa nach 1945 widmet. Insgesamt 15 weiße Bilder und Objekte der Sammlung von Künstlern wie Andreas Christen, Ad Dekkers, Leo Erb, Norbert Kricke, Walter Leblanc, Jan Schoonhoven, Herman de Vries oder Günther Uecker bilden den Grundstock des Projekts. Die Ausstellung möchte die Vielfalt des Einsatzes von Weiß und seine reichen Nuancierungen in der Kunst seit der Moderne vorstellen und legt dabei den Schwerpunkt auf Werke der Künstlergruppe „ZERO“ und verwandter Strömungen. Innerhalb dieser Bewegung, die 1957/58 in Düsseldorf ihren Anfang nahm, gab es eine große Produktion von Kunstwerken in Weiß; sie waren Zeichen für den Übergang in eine neue Kunst und Aufbruch in eine neue humane Welt. Weiß als Farbe, die dem Licht zu größtmöglicher Reflexion verhilft, wurde hier eine besondere Kraft zugemessen.
Die ZERO-Bewegung endete Mitte der 1960er Jahre. Die Ausstellung verfolgt die Farbe „Weiß“ jedoch bis in die Gegenwart mit Positionen von Künstlern, die Weiß zu teils ironisch gefärbten Beiträgen nutzen. Mit Werken von Leon Polk Smith oder Robert Ryman und anderen sind auch amerikanische Positionen vertreten. Der Blick richtet sich exemplarisch auch historisch in das ausgehende 19. Jahrhundert und beginnende 20. Jahrhundert zurück, um an Beispielen von Landschaften zu zeigen, wie sich die Malerei des Weiß als dominierender Farbe bedient. Üblicherweise handelt es sich hier um Winterlandschaften, in denen Weiß zwar noch gegenstandsgebunden auftritt, doch mehr und mehr auch als Übersetzung von Licht im Bild auf dem Weg in die Abstraktion.
Insgesamt ca. 120 Werke, Gemälde, Arbeiten auf Papier, Fotoarbeiten, Objekte und Skulpturen, von 89 Künstlern aus der Zeit von etwa 1895 bis heute sind in der Ausstellung zu sehen. Der Bestand an weißen Werken aus der Sammlung Ruppert und aus der Städtischen Sammlung des Museums wird durch zahlreiche Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen ergänzt. Lassen Sie es sich weiß vor Augen werden!
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 24,80 €