Museumsarchitektur

Vom Getreidespeicher zum Kulturspeicher

Wie ein lang gestreckter Riegel liegt das mit drei neobarocken Schweifgiebeln versehene alte Gebäude des ehemaligen Getreidespeichers, der 1904 erbaut wurde, parallel zum Main an einem künstlichen Wasserbecken im alten Würzburger Winterhafen. Es gehörte einst zu den fortschrittlichsten Lagerhäusern der bayerischen Staatshäfen.
Von 1996 bis 2001 bauten die Architekten Brückner & Brückner den 128 m langen Getreidespeicher um. Auch nach dem Umbau in ein Museum hat der Speicher den Charakter einer industriellen Zweckarchitektur bewahren können. Im zwölf Meter hohen, glasgedeckten Foyer sind die historischen Stützenraster erhalten geblieben. Zusammen mit den behutsam restaurierten Längsfassaden und den historischen Fenster- und Torformen künden sie von der lebhaften Vergangenheit des Gebäudes und des Areals.

Die Kunst wird nun auf 3.500 qm Ausstellungsfläche in 12 Räumen auf drei Geschossebenen präsentiert.

Das Museum im Kulturspeicher ist eine Einrichtung der Stadt Würzburg: www.wuerzburg.deexterner Link

Seit dem 7. Juli 2008 besitzt das Museum im Kulturspeicher ein Kunstwerk, das genau dann außen zu leuchten beginnt, wenn die Museumsräume innen geschlossen werden. Es ist die Installation „Blue Line“ von Waltraut Cooper. Dauerhaft angebracht an der Fassade des Museums, taucht sie jeden Abend den Kulturspeicher in blaues Licht.

Waltraud Cooper, Installation Blue-Line, Foto Andreas Bestle ©MiK

Waltraut Cooper, die gleichzeitig auch Mathematikerin und Physikerin ist, beschäftigt sich seit langem mit Licht, mit Zahlensystemen und Codierungen und ist vielfach mit Kunst im öffentlichen Raum hervorgetreten. Zweimal war sie Teilnehmerin der Biennale in Venedig (1986 und 1995). Seit mehr als 30 Jahren stellt sie in namhaften europäischen und amerikanischen Museen und Galerien aus, darunter das Museum Moderne Kunst Wien (1982), das Stedelijk Museum Amsterdam (1987) und die Galeria Nazionale d’Arte Moderna Rom (2002). Arbeiten im öffentlichen Raum schuf sie u.a. für die UNO-City Wien (1984-87), das Parlament in Wien (2007) und für die Innbrücke zwischen Werntal/Österreich und Neuburg/Deutschland (2006).

Aus konstruktiv-konkretem Denken und präziser Analyse heraus geschaffen, entfalten ihre Werke im Licht eine poetische Wirkung, weshalb ihre Lichtarbeiten auch den Untertitel „Digitale Poesie“ tragen. Waltraut Cooper übersetzt Sprache in Licht. Die Licht-Installation „Blue Line“ besteht aus blauen Acrylleisten mit LCD-Leuchten, die so programmiert sind, dass sich bei Dunkelheit alle 30 Minuten Licht wie bei einem Wasserfall von oben nach unten ergießt.

Diese Lichtinstallation gliedert und rhythmisiert die 160 Meter lange Fassade des Kulturspeichers, doch sie gibt auch einen Hinweis darauf, was sich hinter der Fassade befindet: die Anfangsbuchstaben der Worte: Sammlung Peter C. Ruppert und Städtische Sammlung sind in einen Binär-Code mit fünf Stellen übersetzt.

Die Installation ist für das Gebäude konzipiert und zugleich charakteristisch für das Werk von Waltraud Cooper. Die vertikal verlaufenden Stäbe auf der gesamten Fassade des Museums sind bereits zu einem Erkennungszeichen des Museums geworden.

Die Installation konnte realisiert werden mit Unterstützung von:Raiffeisenlandesbank Österreich, Niederlassung Würzburg als Hauptsponsor, der Stiftung des Ehepaars Ruppert, Herrn Bernhard Frericks, dem Österreichischen Bundesministerium für Kunst, Unterricht und Kultur, der Landeskulturdirektion Oberösterreich, der Energie AG Oberösterreich und dem Kulturforum Österreich in Berlin.

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