Nach dem Krieg gelingt es ihr, in Deutschland wieder Fuß zu fassen; sie gilt nun als eine der großen Künstlerinnen ihrer Generation; Werke von ihr werden unter anderem auf der ersten „documenta“ 1955 dem Publikum präsentiert. Öffentliche Aufträge und Ankäufe zeugen von ihrem beträchtlichen Renommee und ermöglichen ihr ein unabhängiges Dasein. Emy Roeder nutzt ihre Freiheit: Noch im hohen Alter von über siebzig Jahren unternimmt sie Reisen nach Afrika, wo sie die Vorbilder für die schlanken, überirdisch wirkenden Frauengestalten ihres Spätwerks findet.
Bei allen Umbrüchen der Zeit zeugt das bildhauerische und zeichnerische Werk Emy Roeders von einer bemerkenswerten Kontinuität. Vor allem seit den 1920er Jahren zeichnen sich ihre Figuren durch eine harmonische Klassizität aus; immer strengere Stilisierung führt zu einem zuweilen fast archaischen Ausdruck. In seiner Konsequenz und Qualität ist das Werk Emy Roeders dem ihrer bekannteren männlichen Bildhauerkollegen ebenbürtig.