Denise Ritter – stage diving
Video/Fotos: Denise Ritter ©VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Das Mozartfest feiert 100jähriges Jubiläum – und das Museum im Kulturspeicher feiert mit. Ab Juni 2021 ist die preisgekrönte Klangkünstlerin Denise Ritter eingeladen, ihre bisher umfangreichste Ausstellung mit Werken von 2010 bis heute zu präsentieren und einen zeitgenössischen Bogen zwischen Musik und bildender Kunst zu spannen.
Die in Dortmund lebende Künstlerin realisiert Klanginstallationen und Klangskulpturen mit elektroakustischen Kompositionen in der Tradition der Konkreten Musik. Dabei geht sie häufig von ortsspezifischen und historischen Gegebenheiten aus und bringt akustische Ereignisse jeglicher Art – Klänge, Geräusche, Musik – in einen überzeugenden Einklang mit plastischen Rauminterventionen. Die von ihr behandelten Themen reichen dabei von den akustischen Atmosphären des Steinkohlebergbaus bis hin zu Mythen des Weltalls.
Als besonderes Highlight der Ausstellung entsteht eine speziell auf Mozart und den Würzburger Mozart-Bezug zugeschnittene Klanginstallation für das Museum im Kulturspeicher. Für „stage diving“ hat die Künstlerin während des Mozartfestes 2020 zahlreiche akustische Eindrücke gesammelt. Zwangsläufig standen diese Aufnahmen unter dem Zeichen der coronabedingten Anpassungen des Mozartfestes: Die Konzerte fanden nicht im prachtvollen Kaisersaal der Residenz statt, sondern auf Dachterrassen, Balkonen und Hinterhöfen. Die Musik war damit auch mit den Klängen des Alltags konfrontiert, Autogeräuschen, menschlichen Stimmen, dem Rauschen des Wassers auf der Alten Mainbrücke, dem Hall und der Atmosphäre von Hinterhöfen. Die Musiker wagten – wie beim „stage diving“ – den Sprung in den öffentlichen Raum. Die Künstlerin brachte die Klänge und Geräusche jedoch (nachträglich) in die Residenz zurück: Im Kaisersaal spielte sie ihre Aufnahmen ab und nahm sie erneut – mit der speziellen Akustik dieses besonderen Raumes – auf. Erst daraus komponierte sie das elektroakustische Mehrkanal-Stück, das in der Klanginstallation über mehrere große, skulpturale Klang-Objekte hörbar und räumlich erfahrbar wird.
Neben dieser neu geschaffenen Installation präsentiert die bisher umfassendste Einzelausstellung der Künstlerin einen Querschnitt durch Denise Ritters Werk. Hierbei sind einige Arbeiten auch über den klassischen Ausstellungsraum hinaus zu erleben: Zum einen erweitert Ritter eine bereits bestehende elektroakustische Komposition der Landschaft entlang des Mains im Kitzinger Land mit Aufnahmen vom Würzburger Mainufer; diese Kompositionen werden im Außenbereich des Kulturspeichers unter dem alten Hafenkran hörbar.
Auch die Sammlung von Gemälden des 19. Jahrhunderts in Raum 3 des Museums erhält mit einer Klangskulptur einen optischen und akustischen Kontrapunkt.
Denise Ritter war Meisterschülerin für audiovisuelle Kunst bei Christina Kubisch an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, unter anderem 2007 den Kulturpreis des Regionalverbandes Saarbrücken, 2010 den Deutschen Klangkunst-Preis und 2017 den lab award des lab30 Media Art Festival in Augsburg.
Die Ausstellung wird unterstützt von der Unterfränkischen Kulturstiftung. Die Aufnahmen in der Residenz entstanden mit freundlicher Unterstützung der Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg.